Erblich bedingter Haarausfall – Hintergründe und Behandlung

Ein prächtiges Haarkleid – das wünschen sich die meisten. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen steht volles Haar für Vitalität und Jugend. Doch selbst wenn man als Kind und im Teenageralter mit schönen Haaren gesegnet ist, heißt das nicht dass es ein Leben lang so bleibt. Vor allem Männer sind von erblich bedingtem Haarausfall betroffen, den man im Fachjargon als androgenetische Alopezie bezeichnet.

Eines ist klar: Aufgrund des natürlichen Erneuerungsprozesses, dem Haare unterliegen, verliert jeder Mensch ungefähr 100 Haare pro Tag. Bleibt es bei diesem Rahmen, muss sich niemand Sorgen machen. Immerhin produzieren die Haarfollikel immer wieder Nachschub. Ein gesunder Haarfollikel kann 10 bis 30 Zyklen durchlaufen – im Normalfall werden also das ganze Leben lang neue Haare produziert. Kommt es allerdings zu einer Störung, ist der Haarwuchszyklus gestört und es kommt zu massiven Problemen.

Zahlen und Fakten zu erblich bedingtem Haarausfall

Mit dem Problem erblich bedingtem Haarausfall steht man nicht alleine da. Ganz im Gegenteil, sehr viele Menschen sind davon betroffen. In Familien, wo sich das Haarkleid bei den meisten im Alter ausdünnt, kann auch die jüngere Generation davon ausgehen dass sie selbst einmal davon betroffen ist. Hier einige Zahlen zum Thema:

  • Acht von zehn Männern leiden unter erblich bedingtem Haarausfall
  • Bei einigen sind die ersten Anzeichen schon im Alter zwischen 20 und 25 Jahren zu bemerken
  • Jeder dritte Mann ab 30 Jahren ist schon davon betroffen
  • Auch 20 bis 30 Prozent der Frauen leiden darunter

Bei vielen verläuft der erblich bedingte Haarausfall in zwei Schüben: Zum ersten Mal wird das Haarkleid im Alter zwischen 18 und 25 Jahren schütter, noch einmal fallen die Haare dann vermehrt rund um den 40. Geburtstag aus. Wichtig ist jedoch, früh zu reagieren und bei einem Dermatologen die Hintergründe zu klären.

Die Symptome bei erblich bedingtem Haarausfall

In der Regel kann man erblich bedingten Haarausfall gut von anderen Formen des Haarverlusts abgrenzen. Charakteristisch sind die sogenannten Geheimratsecken: Dabei dünnt sich das Haar vorwiegend an den Schläfen aus. Erblich bedingter Haarausfall beginnt meisten langsam und fällt anfangs gar nicht so stark aus. Doch im Laufe der Zeit entsteht vor allem bei Männern eine Stirnglatze. Der Haaransatz ist deutlich in Richtung Hauptmitte versetzt. In weiterer Folge verlieren die meisten Betroffenen vermehrt Haare am Hinterkopf und zwar im oberen Teil. Über die Jahre hinweg zieht sich die Glatze durch und es bleibt nur mehr ein Haarkranz im Nacken stehen. Nicht bei allen Männern ist erblich bedingter Haarausfall gleich stark ausgeprägt. Bei manchen bleibt es bei den Geheimratsecken und das übrige Haar ist kaum betroffen, andere wiederum entwickeln bereits in ihren 20ern eine vollständige Glatze.

Wie es zu erblich bedingtem Haarausfall kommt

Hormone steuern viele Vorgänge im Körper, unter anderem sind sie auch für erblich bedingten Haarausfall verantwortlich. Als Ursache gilt nämlich die Überempfindlichkeit gegen eine Unterform des Sexualhormons Testosteron. Die Haarfollikel reagieren nämlich auf Dihydrotestosteron, kurz DHT genannt, mit einer Verkürzung der Wachstumsphase. Genau diese Empfindlichkeit auf DHT ist im Erbgut vorgegeben. Besteht eine erhöhte Reizbarkeit, verkürzen die Haarfollikel die Wachstumsphase und das Haar fällt früher aus. Im weiteren Verlauf ändert sich auch die Konsistenz der Haare, sie werden dünner und feiner. Bei Frauen spielt Testosteron selbst eine entscheidende Rolle. Vor allem nach den Wechseljahren leidet die weibliche Bevölkerung an erblich bedingtem Haarausfall. Das liegt jedoch nicht, wie man vielleicht vermuten mag, an einem zu hohen Testosteronwert im Blut, sondern vielmehr an der Abnahme weiblicher Sexualhormone.

Was tun bei erblich bedingtem Haarausfall?

Für einige Betroffene bleibt letzten Endes nur eine Haartransplantation als Ausweg bei erblich bedingtem Haarausfall. Viele entscheiden sich dabei für die FUE (follicular unit extraction) Methode, bei der einzelne Haarwurzelgruppen entnommen werden. Voraussetzung dafür ist, dass noch ein Haarkranz im Nacken besteht. Nach einer genauen Untersuchung durch Experten wird klargestellt, ob sich der Betroffene für eine Haartransplantation eignet. Moderne Haarverpflanzung Methoden punkten mit einer hohen Erfolgsquote. Sie läuft in mehreren Schritten ab. Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch und einer Begutachtung durch einen Experten wird ein Termin für die Haartransplantation vereinbart. Dabei wird zunächst die Entnahmestelle kurz rasiert. Dann entnehmen die Profis mit einer hauchdünnen Hohlnadel einzelne Follikelgruppen, die man Grafts nennt. Schließlich werden diese Haarwurzel in einer Nährstofflösung aufbereitet. Im nächsten Schritt erfolgt die eigentliche Verpflanzung in den Zielbereich. Dafür erfolgen mit einem Mikromesser hauchdünne Schnitte in der Kopfhaut, um passende Kanäle freizulegen. Dann wird mit einer Hohlnadel das Haar an der neuen Stelle eingesetzt. Da dieses Verfahren relativ aufwendig ist, nimmt es mehrere Stunden in Anspruch. Die Kosten dafür richten sich nach der Anzahl der zu verpflanzenden Grafts. In der Regel wird die Prozedur gut vertragen, da der Kopf örtlich betäubt ist, spüren die Patienten kaum etwas davon. Die Einheilung geht meist problemlos über die Bühne. Allerdings muss man einige Monate Geduld haben, bis das volle Ergebnis sichtbar ist. Immerhin dauert es so lange, bis sich die Haarfollikel von der Prozedur erholt haben und mit dem Haarwachstum beginnen.

Erblich bedingter Haarausfall: Haartransplantation Alternativen im Überblick

Nicht für jeden kommt eine Haartransplantation in Frage. Viele schrecken vor den hohen Kosten zurück, die mehrere tausend Euro betragen. Doch zum Glück gibt es sinnvolle Alternativen. Eine davon ist die Haarpigmentierung. Diese ist einer Tätowierung ähnlich, allerdings kommt eine hautfreundliche Farbe zum Einsatz. Die mikrofeinen Farbpartikel werden 0,6 bis 1,2 Millimeter tief in die Kopfhaut eingebracht. Da der Ton der eigenen Haarfarbe täuschen ähnlich ist, wirkt das Haarkleid voller. Dank der Verwendung hautfreundlicher Produkte ist das Verfahren gut verträglich. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass man das Ergebnis sofort sieht. Eine weitere Alternative zur Haartransplantation stellt die PRP Methode da. Die Buchstaben stehen für Platelet Rich Plasma, was auf Deutsch so viel wie plättchenreiches Plasma bedeutet. Für diese Methode nimmt ein Experte zunächst dem Patienten Blut ab. Dieses wird in einer Zentrifuge speziell aufbereitet, sodass eine plättchenreiche Flüssigkeit entsteht. Dafür sind nur rund 4 Milliliter notwendig. Im Anschluss daran spritzen die Profis das aufbereitete Blut in die Kopfhaut. Das Serum weist sowohl eine schmerzstillende als auch eine regenerierende Wirkung auf. Auch Medikamente kommen bei erblich bedingtem Haarausfall zum Einsatz. Wichtig dabei ist jedoch, dass man schon in der Anfangsphase mit der Therapie beginnt. Dann bestehen nämlich die besten Erfolgschancen.

 

Bildquelle: Sholto Ramsay on Unsplash